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Wenn der Glücksbote vorfährt
Wenn der Glücksbote vorfährt
Ganze zwanzig Jahre macht er das der 52-Jährige nun schon: ein- bis zweimal pro Woche Lottospieler mit einer Gewinnnachricht überraschen. Manche wissen schon, dass er vorbeischaut, andere noch nicht. Und bei letzteren ist natürlich die Überraschung dann sehr groß.
Schlaflose Nächte
Ab 350.000 Euro hat man Anspruch auf Betreuung durch Herrn Willers. Normalerweise läuft es so ab: Die Gewinner sehen die Gewinnzahlen im Fernsehen oder im Internet, können dann die ganze Nacht vor Aufregung nicht schlafen und rufen am Morgen als erstes bei der Lotteriegesellschaft an, um den Gewinn bestätigen zu lassen.
Die Bestätigung überbringt Herr Willers dann gerne persönlich. Aber auch dann gibt es viele, die ihr Glück nicht fassen können. „Die erste Reaktion ist fast immer ein Schock“, sagt Willers.
Eine seiner wichtigsten Aufgaben – abgesehen vom Händchenhalten, wenn die Gewinner einen Schock bekommen – ist es, einige wichtige Ratschläge mit auf den Weg zu geben, damit sie mit dem Gewinn auch richtig umgehen.
Sein erster Ratschlag ist: Diskretion! Auf keinen Fall sollten zu viele Menschen vom Gewinn erfahren, sonst ist es mit der Ruhe vorbei. Und die Gewinner wollen ihre Millionen ja doch lieber in Ruhe genießen.
Der zweite Ratschlag ist: Nichts überstürzen! Das bedeutet, keine übereilten, spontanen Anschaffungen zu machen und das Geld erst einmal auf einem Bankkonto sicher zu parken, bis ein ordentlicher Plan da ist, was mit dem Geld passieren soll.
Immer diskret bleiben
Willers bleibt bei seiner Arbeit immer inkognito. Nur die Gewinner selber spricht er an, sonst niemanden. Denn: „Es gibt Klienten, die auf keinen Fall wollen, dass zum Beispiel der Ehepartner etwas von ihrem Reichtum erfährt.“ Vor einiger Zeit besuchte er eine 82-Jährige Lottogewinnerin, die eine Million Euro gewonnen hatte. Sie meinte zu ihm: „Psst, mein Alter soll davon bloß nichts mitbekommen. Während mein Mann eine fette Rente kassierte, ging ich putzen.“ Jetzt wollte sie erst mal den Gewinn alleine genießen und ging als erstes zum Spielautomaten in der Kneipe ihres Ortes.
Lottogewinner freuen sich meist auf ein neues Auto, ein neues Haus oder einen ausgedehnten Urlaub. Aber dann gibt es doch auch immer wieder Ausnahmen. Ein Spieler gewann 9,1 Millionen Euro und spendete den gesamten Betrag für einen guten Zweck. Er war mit seinem Leben und seinem Job zufrieden und ließ das Geld lieber Menschen zukommen, die es nötiger hatten.
Manchmal investieren die Gewinner die Millionen auch in ihr Unternehmen. So gab es einen Handwerkermeister, der den Gewinn in seine fast bankrotte Firma steckte und damit mehrere Arbeitsplätze erhielt.
Wie wird man eigentlich Glücksbote? Dafür gibt es keine eigene Ausbildung. Willers hat das Bankfach gelernt und Betriebswirtschaft studiert. Damit hat er Gefühl für den Umgang mit Geld, das er den Gewinnern weitergeben kann.