Die EuroMillionen sind eine der beliebtesten länderübergreifenden Lotterien in Europa. Wir verraten hier, wie Sie Ihre G...
Kontaktaufnahme mit den Gewinnern
Der Millionärs-Macher
Erich Populorum ist einer dieser Menschen, die sich um die Lotto-Großgewinner kümmern. Er arbeitet bei den Österreichischen Lotterien und hat schon so einiges erlebt, seit er 1987 mit seiner Tätigkeit begann.
Seine Arbeit macht ihm Spaß. Ob es ein Traumjob ist, kann er nicht sagen. „Ich kenne viele Leute, die sagen: Deinen Job will ich nicht machen.“ Das hat verschiedene Gründe. Zum einen muss der Gewinner-Betreuer im ganzen Land unterwegs sein. Denn schließlich sind ja auch die Gewinner im ganzen Land verstreut. Und zum anderen ist es vielleicht für manche Menschen schwierig, ständig mit Millionären zu tun zu haben. Populorum hat das aber im Griff. „Natürlich muss man an sich arbeiten, keinen Neid zu entwickeln. Es gibt Gewinner, denen gönnt man es. Bei anderen denkt man sich: Die haben eh schon alles. Als frustrierend empfinde ich meinen Job nicht.“ Im Gegenteil gibt es viele Situationen, die ihn emotional berühren. „Wenn mir jemand erzählt, dass er vor lauter Schulden mit dem Leben schon abgeschlossen hatte und der Gewinn im richtigen Augenblick gekommen ist, dann berührt mich das schon.“
Zum Großgewinner-Betreuer geboren?
Wie wird jemand Großgewinner-Betreuer? Gibt es dafür eine eigene Ausbildung? Nein, eine spezielle Ausbildung gibt es nicht. Populorum hat eine Ausbildung zum Lebens- und Sozialberater absolviert. Damit hat er gelernt, wie man Menschen unterstützt, die sich in einer Ausnahmesituation befinden. Und dazu gehören eben auch Lottogewinner – denn einen Millionengewinn macht man ja nicht gerade jeden Tag. „In den ersten Tagen befinden sich viele in einem schockähnlichen Zustand mit allem, was dazu gehört: Magenkrämpfe, Kopfschmerzen, schlaflose Nächte. Das ist ganz normal und gehört dazu. In der Fachsprache nennt man das Glücks-Schock. Viele Gewinner wissen nicht, was sie tun sollen, auch wenn sie den Tag X in der Vergangenheit oft durchgespielt haben. Wenn man sich plötzlich erfüllen kann, was man sich schon immer gewünscht hat, ist es nicht mehr so erstrebenswert."
Nach jeder Lottoziehung erhält Populorum eine Liste aller Gewinne über 80.000 Euro. Und dann wartet er, dass sich die Gewinner bei der Lotteriegesellschaft melden, um ihren Gewinn zu beanspruchen. Manche rufen dann an und sagen nur: „Ich bin der Lotto-Sechser vom vergangenen Sonntag.“
Kontaktaufnahme mit den Gewinnern
Einige Hundert Großgewinner gibt es bei den Österreichischen Lotterien jedes Jahr. Die meisten sind für einen Besuch durch den Großgewinner-Betreuer dankbar. Der Besuch erfolgt dabei denkbar diskret. Es knallen keine Sektkorken und es gibt kein Konfetti. „Ich komme in einem neutralen Auto und schaue eher aus wie ein Versicherungsvertreter,“ erklärt Populorum. Denn Diskretion ist ganz wichtig in diesem Geschäft. Er sitzt dann bei den Gewinnern und hört sich deren Geschichte an. Und anschließend hilft er ihnen, mit dem Gewinn richtig umzugehen und einen ordentlichen Plan zu erstellen. Dazu gehört auch die Kommunikation mit Freunden, Nachbarn und Verwandten. Wenn sollte man einweihen, wen nicht? Wie erklärt man auffällige Ausgaben? Populorums Rat: „Das Gros der Gewinner möchte anonym bleiben. Ich gebe dennoch den Rat, zuzugeben, dass man gewonnen hat. Die Gefahr, dass man sich verplappert, ist gross. Die Gewinnsumme sollte man freilich herunterspielen.“
Ein weiterer Rat des Experten: Einen Teil des Geldes nehmen und sich richtig etwas gönnen. Denn schließlich hat man es sich verdient. Den Rest sollte man investieren, nachdem man mit Steuerexperten, Finanzberatern und seinen engsten Angehörigen geredet hat.
„Ich sage den Leuten nicht, was sie tun sollen. Ich kenne aber die Gefahren, die mit einem Lottogewinn verbunden sind", sagt der Großgewinner-Betreuer. „Ich habe einen jungen Mann betreut, der mit dem Gewinn eine Diskothek eröffnen wollte. Ich habe es ihm ermöglicht, dass er in diesen Job reinschnuppern konnte, und er hat es sich anders überlegt.“ Spontane Entscheidungen sind also nicht immer die besten. Lieber erst einmal tief durchatmen und die Nachricht sacken lassen.