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Braucht man Geld zum Glück?
Braucht man Geld zum Glück?
Auch Forscher haben sich schon mit diesem Thema intensiv beschäftigt. Obwohl die meisten Menschen der Meinung sind, dass man Glück nicht kaufen kann, legen die Forschungsergebnisse etwas anderes nahe. Denn in der Tat kann Geld für Glück sorgen – vorausgesetzt, man geht damit richtig um.
Thomas Gilovich, Professor für Psychologie an der Cornell University in den USA, erforscht das Thema schon seit vielen Jahren. Ihm zufolge macht es Spaß, Dinge zu kaufen – aber nur für kurze Zeit. Denn in der Tat produzieren wir ein Glücksgefühl, wenn wir uns etwas gönnen, sei es eine Reise, ein Auto oder ein Schmuckstück. Allerdings verschaffen kurzzeitige Erlebnisse in Relation mehr Glücksgefühl als große Anschaffungen, von denen wir lange etwas haben. Das würde man eher nicht vermuten!
Warum ist dies so?
Die Zeitschrift Psychological Science veröffentlichte eine Studie, die folgendes zeigte: Die Vorfreude auf Erfahrungen und spezielle Erlebnisse ist größer als die Vorfreude auf den Kauf von materiellen Gütern. Denn die Freude auf ein besonderes Erlebnis verschafft eine freudige Erregung, während das Warten auf den Kauf eines materiellen Gutes eher Ungeduld verursacht.
Freude über Erlebnisse wächst mit der Zeit
Es wird dort auch der Frage auf den Grund gegangen, warum der Kauf materieller Dinge uns nicht mehr Glück verschafft. Der Grund dafür ist etwas, das „Anpassungsprozess“ genannt wird. Denn der Mensch gewöhnt sich recht rasch an neue Güter. Die Freude über ein neues Auto oder ein neues Stück Kleidung ist anfangs groß, verblasst aber recht schnell: Man gewöhnt sich an den neuen Besitz.
Meist dauert die Freude über den neuen Kauf nur wenige Tage. Im Gegensatz dazu nimmt die Freude über eine neue Erfahrung wie z.B. einen Abenteuerurlaub oder einen Fallschirmsprung mit der Zeit sogar zu, verschafft also immer mehr Glück.
Dr. Gilovich und seine Kollegen wollten nun klären, warum dies alles so ist. Und es gelang ihnen auch. Der Grund liegt in einem Phänomen, das in der Psychologie als „Rosy Retrospection“ (rosa Erinnerung) bezeichnen: Erinnerungen, auch negative, werden im Rückblick immer freundlicher. Negative Aspekte verschwinden und positive werden immer stärker. Sogar ausgesprochen unangenehme Erfahrungen werden mit der Zeit immer weniger dramatisch, nehmen manchmal sogar komische Züge an und werden so zu wertvollen Lebenserfahrungen.
Und all dies führt dazu, dass Erfahrungen und Erlebnisse mit der Zeit immer mehr Glücksgefühle erzeugen, die von materiellen Dingen, also Käufen, verursachten Glücksgefühle hingegen abnehmen.
Erlebnisse verbinden die Menschen. Ein gemeinsam verbrachter Urlaub, ein gemeinsam erlebtes Ereignis schaffen eine emotionale Bindung zwischen den Beteiligten. Diese Bindung ist viel stärker als zum Beispiel die Bindung zwischen Menschen, die das gleiche Luxusauto besitzen.
Professor Gilovich formuliert dies wie folgt: „Wir erleben Abenteuer mit anderen Menschen, und auch wenn diese nicht mehr da sind, sind sie dennoch Teil der Geschichten, die wir unseren Freunden erzählen. Daher fühlen wir eher eine Verbindung mit jemandem, der an den gleichen Ort gereist ist oder eine ähnliche Erfahrung gemacht hat wie wir, statt mit jemandem, der das gleiche Gadget gekauft hat.“
Erzählen macht glücklich
Übrigens verschafft auch die Erzählung von Erlebnissen Glücksgefühle. Ein Bericht eines besonderen Urlaubes oder eines anderen Abenteuers erzeugt im Erzähler ebenfalls Glücksgefühle. Und auch hier sind die Gefühle viel stärker als wenn jemand zum Beispiel über den Kauf eines neuen Autos oder Handys berichtet. Denn Vergleiche von materiellen Gütern führen oft zu Neid, Eifersucht und dem Gefühl, andere übertreffen zu müssen. Das erzeugt eher negative Gefühle.
Was ist also der Rat an Lottogewinner? Natürlich sollen Sie sich das neue Auto und ein größeres Haus leisten. Denken Sie aber daran, immer wieder für Abwechslung und besondere Erlebnisse zu sorgen. Damit schaffen Sie Glücksgefühle, die lange anhalten und mit der Zeit sogar noch stärker werden.